5. Jun 2021

Hinter den Kulissen

Pia Hoff
Glaskünstlerin

"Glas ist unberechenbar": Einblicke in ein anspruchsvolles und inzwischen seltenes Handwerk

Während ihres Kunst-Studiums in den USA kam Pia Hoff bei einem Heißglaskurs zum ersten Mal mit dem „magischen Material“ in Berührung, wie sie es nennt. „Die Direktheit dieser handwerklichen Arbeit und die Intuitivität beim Herstellungsprozess hatten mich mit ihrer meditativen Wirkung bereits in ihren Bann gezogen“, erinnert sie sich.

Zurück in Deutschland, begann sie eine Ausbildung zur Glasmacherin an der Glasfachschule Zwiesel im Bayerischen Wald. Es folgte eine Gesellenwanderung mit Stationen bei renommierten Glas-Designern und Studios, darunter das dänische Glasstudio Møhl & Drivsholm Glas, die Glashütte Comploi in Wien sowie das Glasstudio Le Four von Jeremy Maxwell Wintrebert in Paris.

» Man benötigt Ausdauer in zweierlei Hinsicht: psychische und physische Stärke «

Heute vertreibt sie ihre eigenen Entwürfe: Vasen, Karaffen, Gläser oder Schalen. Besonders die limitierten „Confetti“-Vasen sind nach jeder Produktion schnell ausverkauft. Pia Hoffs Markenzeichen? Ihre künstlerische Prägung, darunter ihr Faible für Grafik und Präzision, für feine und klare Linien. Jede Kreation formt Pia Hoff frei von Hand und mit traditionellen Werkzeugen. Sie verzichtet auf Formen zum Einblasen und produziert somit individuelle Einzelstücke.

Jedes ihrer Unikate weist daher eine charakteristische „Heftmarke“ auf, eine kleine Markierung am Boden, die durch den Transfer von der Glasmacherpfeife an das Hefteisen entsteht – ein Merkmal für frei geformtes, mundgeblasenes Glas.

 

 

Die größte Herausforderung? Ein Glasobjekt zu produzieren bedeutet neben dem kreativen Designprozess vor allem harte, körperliche Arbeit und handwerkliche Fertigkeit. Pia Hoff ist stundenlang heißen Temperaturen ausgesetzt, denn sie holt das Glas bei knapp 1100 Grad aus dem Heißglasofen. Anschließend formt sie die schwere Masse an einer Glasmacherpfeife.

Die Glasmacherin zitiert gerne die UNESCO, denn der Beruf ist vom Aussterben bedroht und gilt somit als immaterielles Kulturerbe: “Die basale Handfertigkeit eines Glasmachers setzt eine mehrere Jahre dauernde ständige Übung und Erprobung voraus – Perfektion bildet sich im günstigen Fall nach zehn Jahren aus.”

Wenn Pia Hoff eines besitzt, dann Durchhaltevermögen. Als Glasnomadin ohne festen Wohnsitz, wie sie sich selbst bezeichnet, ist sie darauf angewiesen, sich immer wieder in Heißglasstudios einzumieten. Denn ein solches Studio zu betreiben, ist aufwändig und teuer. Voraussetzung sind ein Heißglasofen, eine Einwärmtrommel, ein Kühlofen, Werkzeug und die entsprechende Bekleidung.

» Nie zuvor habe ich mit einem so anspruchsvollen Material gearbeitet «

Über Pia Hoff
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Pia Hoff ist staatliche geprüfte Glasmacherin und seit 2020 als Glasmacherin und Glaskünstlerin selbstständig.

Ihre zarten Entwürfe, die häufig Pastelltöne enthalten, sind alle von Hand gefertigt und mundgeblasen. Daher ist jedes Stück ein Unikat – erhältlich über verschiedene Läden, Onlineshops und ihre eigene Website.

 

 

Pia Hoff, Glaskünstlerin

Photo Credits

Roland Baege | rolandbaege.de